Monet
 

Monet on the blocks, 2003/04
Ortsbezogene
Rauminstallation im Kölner Wohnatelier
/ Möbelobjekte, Fotografie, Diaprojektionen, Malerei

Text: Jens Peter Koerver (Katalogbeitrag)

Die Arbeiten Elisabeth Rietmeyers (*1962) gehen der Frage nach Nähe und Ferne des Menschen zur Natur nach; häufiger Ausgangspunkt dieser Historisches und Gegenwärtiges verbindenden Recherche ist eine Natur, die in der schon kultivierten Form des Gartens oder Parks Gestalt angenommen hat. Die für einen von Privatgärten umgebenen Wohn- und Arbeitsraum der Künstlerin konzipierte Installation Monet on the blocks bildet einen komplexen, Natur und Kultur, Alltägliches und Artifizielles, direkte Umgebung und weit Entferntes ineinander blendenden Ort. Bereits der Titel der gesamten Arbeit Monet on the blocks, weist auf diesen Aspekt der Überlagerung von Differentem hin: der Impressionist par excellence mit seinen Bildern einer sich stetig wandelnden, verwandelnden Natur trifft (zumindest in der Formulierung des Titels) auf den denkbar naturfernen Häuserblock, Synonym für eine rationale, städtische Architekturmoderne.

Alle Elemente dieser als work in progress angelegten, also veränderungsoffenen Installation beziehen sich in der einen oder anderen Weise auf Claude Monet und seinen Garten in Giverny, von 1883 bis zu seinem Tod 1926 Lebensort und Hauptmotiv seiner unmittelbare Naturerfahrungen bildnerisch umsetzenden Malereien, ein vom Künstler selbst geschaffenes Paradies, eine Welt für sich. Giverny als geglückte Verbindung von künstlerischer Arbeit, Alltag und Natur ist die Folie vor der Elisabeth Rietmeyer ein Panorama diverser Annäherungen an und Vergegenwärtigungen von Natur zeigt, indem sie das „Modell Giverny“ in vielfältige Beziehung zur eigenen Umgebung setzt.

Wie Gegenwart und Vergangenheit, Eigenes und Fremdes in der Installation ineinander geblendet werden, wird exemplarisch an Gedeckte Kaffeetafel, einem Teilstück der Installation deutlich, das auch zeigt wie fließend die Übergänge zwischen Kunst und Leben, Alltäglichem und anspielungsreichem Zitat in Monet on the blocks sind: Der Tisch ist gedeckt, Kaffe und Kuchen stehen bereit, zwei Stühle könnten den Betrachter auffordern Platz zu nehmen. Ein Blumenstrauß gehört selbstverständlich zum Schmuck dieses vermeintlich zu verweilendem Genuß einladenden Ensembles. Irritierend wirken hingegen die dekorativ auf dem Tischtuch verteilten Kunststoffblüten. Auch das Nebeneinander von essbaren und künstlichen Trauben in einer Fruchtschale greift das Thema Natur und ihre vielfältigen Imitationen und Stilisierungen auf. Selbst das florale Dekor des alten, historistischen Porzellans weist hin auf eine erwünschte, erträumte Präsenz der Natur, die allerdings nur als gezähmtes, ornamentales Artefakt geduldet wird.

Auch die zweiteilige Photoarbeit Effet du jour und Effet du soir – beide Titel spielen an auf Werke Monets –, an der Wand hinter der Kaffeetafel hängend, zeigt eine funktionalisierte, aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen gerissene Natur. Gleich einem üppigen, fast bedrohlich vital wuchernden Schmuck sind Blüten und Blattgrün auf einem im Innenraum stehenden Buffet ausgebreitet; die Grundspannung „natürlich – künstlich“ wird in einer der beiden Aufnahmen zusätzlich durch inmitten der Pflanzen platzierte elektrische Lichter (Effet du soir) noch gesteigert. Unterhalb dieser beiden Arbeiten ist ein Detail aus einem Seerosenbild Monets so auf die Wand projiziert, dass die geschwungenen Beine des Tisches irritierende Schatten auf das Lichtbild werfen, wodurch Kaffeetafel und Reproduktion aufeinander bezogen werden.

Durch die Kombination von Photographien und Diaprojektion stellt sich forciert die, die ganze Installation übergreifende Frage, wie Natur zum Bild, zum Kunstwerk wird, werden kann.

Die gesamte Situation aus Kaffeetafel und Bildern könnte „benutzbare“ Alltagseinrichtung sein, sie spielt aber auch an auf das Esszimmer der Familie Monet in Giverny und bezieht sich vergegenwärtigend und zugleich um die bestehende Distanz wissend auf eine vergangene Lebenskunst. Im Kontext der Gesamt-installation ist dieses Arrangement Teil einer Reflektion über die mit der Geschichte der Moderne verwobenen Sehnsucht nach Nähe zu einer sich immer weiter entziehenden, verschwindenden Natur. Von diesem mehr den je merklichen Bruch handelt Monet on the blocks.